Geschichte
Genau genommen bedurfte es eines dreimaligen Anlaufs bis zum gemeinnützigen Unternehmen in der heutigen Form:
1919 - bereits ein Jahr nach Ende des l. Weltkriegs - wurde von Bürgermeister Brandl und Rechtsanwalt Dr. Marquard die Kleinwohnungsbaugenossenschaft Vilsbiburg gegründet. Es entstanden 6 Häuser in der Eckstraße und 2 Häuser am Lüftenweg.
1926 - gründeten Bürgermeister Schöx und VerwOberinspektor Bohinger eine Frontkriegerheim-Wohnungsbaugenossenschaft und errichteten 15 Häuser an der Nagelschmiedgasse, 2 Häuser an der Herrnfeldener Straße, 2 Häuser in Dingolfing und 1 Haus in Arnsdorf. Die beiden Unternehmen beendeten 1933 ihre Bautätigkeit, bestanden jedoch rechtlich weiter. Es folgte der Zweite Weltkrieg mit Evakuierung und Vertreibung. Durch den Flüchtlingsstrom von etwa 17.000 Menschen in den Altlandkreis Vilsbiburg weitete sich die bereits vorhandene Wohnungsnot zu einem einmaligen und unerträglichen Notstand aus. In den ersten Nachkriegsjahren wollte auch niemand Baugrund verkaufen und selbst Baumaterial war nicht zu bekommen. Dabei war eine gewisse Aversion gegenüber den Neubürgern nicht nur bei der einheimischen Bevölkerung groß, auch die Öffentlichkeit und die Gemeinden waren schwer für den Wohnungsbau zu gewinnen. Und hätten sich nicht die Heimatvertriebenen selbst zusammengetan, so gäbe es die Baugenossenschaft und die Pfründesiedlung in der heutigen Form in Vilsbiburg nicht. In diesem Zusammenhang sind auch vor allem die Aktivitäten der damaligen Landkreisverwaltung lobend hervorzuheben.
1948 - wurde auf Drängen des damaligen Landrats Widemann und des Vilsbiburger Bürgermeisters Jagenlauf durch Namensänderung von Frontkriegerheim- auf Baugenossenschaft der Wohnungsbau durch eine gemeinnützige Genossenschaft wieder aktiviert (Funktionsträger neben Landrat und Bürgermeister waren der Arbeitsamtsleiter Brenner, der Flüchtlingsobmann Hufnagl, der Kaufmann Lerch, der Oberlehrer i. R. Hertle und der Architekt Pless). Zur Ehre der Einheimischen sei gesagt: Viele Bürger - darunter auch prominente Politiker und Kaufleute - haben durch Spenden und vor allem durch ihren Eintritt in die Baugenossenschaft und Aufbringung der Genossenschafts-Anteile den Neuanfang wesentlich gefördert. Bereits 1949 wurde auf dem einzig im Bestand vorhandenen Bauplatz in Vilsbiburg (jetzt Pater-Olaf-Weg) das erste Sechsfamilien-Wohnhaus nach dem Krieg errichtet. Auch in der Marktgemeinde Geisenhausen konnte die Neubautätigkeit ab 1953 erfolgen. Im Jahre 1958 wurde die Kleinwohnungsbaugesellschaft Vilsbiburg auf ihren Antrag hin mit der Baugenossenschaft verschmolzen. Zwei Männer haben sich große Verdienste für die Baugenossenschaft erworben und sind ganz besonders hervorzuheben:
Dipl. Ing. Josef Pless
Der Vilsbiburger Stadtpfarrer Geistl. Rat Franz Xaver Hirl und das langjährige geschäftsführende Vorstandsmitglied Dipl. Ing. Josef Pless. Als kein Grundeigentümer - auch nicht für viel Geld - Baugrund verkaufte, stellte der Pfarrherr zunächst auf dem Kaufwege und später in Erbpacht viele Felder in Kirch- und Stadtnähe zur Verfügung. Nur durch die beispielhafte Hilfsbereitschaft und das noch heute bekannte soziale Engagement des (späteren Ehrenbürgers) Pfarrer Hirl als Vertreter der Kath. Pfarrpfründestiftung konnte die Pfründesiedlung entstehen und damit relativ schnell die Wohnungsnot in der damaligen Kreisstadt verringert werden.
Modell der Pfründesiedlung von Ing. Pless |
Dipl.Ing. Josef Pless war sozusagen der Motor der Genossenschaft. Unter seiner Leitung wurden in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg nach und nach in zäher Selbsthilfe-Tätigkeit nicht nur preisgünstige und gute Wohnungen für Menschen mit geringem Einkommen, sondern auch Arbeitsplätze geschaffen.
In einem eigenen Regiebetrieb wurden beispielsweise die Hohlblocksteine hergestellt und es wurde gemauert, gezimmert, Transporte übernommen, dazu kamen Maler, Lackierer, Gärtner und ein Kantinenbetrieb. Bereits 1950 beschäftigte die Genossenschaft 60 Leute.
Nicht zu vergessen ist der Gemeinschaftsgeist in der Genossenschaft - entstanden durch persönliche Kontakte, gemeinsames Mitarbeiten am Bau, im Garten und in den Organen, durch Gemeinschaftsveranstaltungen und Betriebsausflüge.
Weitere Persönlichkeiten, die unvergesslich mit der Baugenossenschaft verbunden waren: Oberlandw.Rat Grams, Bäckermeister Specht, Oberinsp. Peter, Postamtmann Rott, Kürschnermeister Schwaiger, Fabrikant Dräxlmaier, Stadtoberinsp. Fromberger, Oberreg. Landw. Rat Wimmer, Kaufmann Hufnagl, Polizeimeister Brandl, Kaufmann Josef Balk und Sparkassendirektor Kosarz, sowie Karl Scherer, der langjährige Leiter des Regiebetriebs und das langjährige geschäftsführende Vorstandsmitglied Josef Eichinger.
Heute ist die Instandhaltung, Sanierung, Renovierung und Modernisierung die Hauptaufgabe der Genossenschaft.
Auch heute steht weiterhin der Mensch im Mittelpunkt. Nur sein sozialer Status und sein Charakter sind ausschlaggebend für seine Behandlung als Wohnungssuchender und Bewerber für die Mitgliedschaft. Eine soziale Tat - von der übrigens seit 1948 alle Mieter der Baugenossenschaft durch die vergleichsweise äußerst niedrigen Mieten profitiert haben und heute noch profitieren!